Erleichterungen zur Temperaturerfassung und hydraulischem Abgleich in Trinkwarmwasseranlagen im Bestand
Mit Übertemperaturen betriebene Warmwassersysteme verursachen einen hohen Energieverbrauch. Ein kontinuierliches Monitoring kann helfen diesen zu reduzieren und gleichzeitig die Vorgaben zur Verhinderung eines Legionellenbefalls einzuhalten. In einem Beitrag der Fachzeitschrift HLH BD. 74 (2023) Nr. 06 wird von Dipl.-Ing. (FH) Carsten Freitag und Prof. Gero Guzek eine Methode unter Einsatz disruptiver Sensoren vorgestellt, die bereits in der Praxis erprobt wurde.
Normativ sind Großanlagen zur Warmwasserbereitung mit einer Austrittstemperatur aus der zentralen Warmwasserbereitung von >=60°C und einer Zirkulationseintrittstemperatur von mindestens 55°C bei einer maximalen Temperaturspreizung von 5 Kelvin zu betreiben. Erfahrungsgemäß sind viele bestehende Warmwasserinstallationen nicht ausreichend hydraulisch abgeglichen. Sie werden häufig mit höheren Temperaturen und größeren Temperaturspreizungen betrieben. Dies führt zwangsläufig zu höheren Energieverbräuchen in Kombination mit hygienischen Risiken aufgrund partieller Temperaturunterschreitungen. Viele Nutzer sehen nun zudem in einer Verringerung der Trinkwasserspeichertemperatur von 60°C auf 50°C oder weniger, eine sinnvolle Methode, Heizenergie einzusparen. Eine Kontamination des Trinkwarmwassernetzes mit Legionellen kann die Folge sein.
Für die Temperaturerfassung in der Trinkwasserinstallation können disruptive Sensoren genutzt werden, die nachträglich zerstörungsfrei an die Rohrleitungen angebracht werden können. Damit wird ein gezieltes Monitoring zur Feststellung von Temperaturunterschreitungen im Trinkwarmwassernetz möglich und in der Folge ein Gegensteuern durch geeignete Regulierungseinrichtungen im Trinkwassernetz.
Nach dem bereits erfolgreichen Monitoring der ersten Objekte ist vorgesehen, weitere Objekte mit disruptiven Sensoren auszustatten. Unser „transparenter Wasserturm“ im Nieperbau, einzigartig in den neuen Bundesländern, bietet hervorragende Voraussetzungen dafür, das Monitoring zu etablieren, Praktikumsversuche zu erweitern und Forschung auf dem Gebiet der Trinkwasserhygiene zu betreiben. Dazu müssen umfangreiche Erweiterungen in Form einer Warmwasserbereitung, Warmwasser- und Zirkulationsleitung u.a. angegangen werden. Weiterhin ist vorgesehen, eine Freispiegelentwässerung in der Mittelebene zu installieren. Die Anfragen an namhafte Hersteller/Lieferanten sowie die ausführende Firma aus der Errichterzeit des Turms sind angelaufen. Die Arbeiten werden wissenschaftlich in Form einer Bachelorarbeit (siehe PDF) begleitet und von Prof. Guzek und Dipl.-Ing. Frank Groksch betreut. Nach derzeitigem Stand gehen wir davon aus, den erweiterten Sanitärturm Ende 2024 in Betrieb nehmen zu können.